Ventilspiel prüfen und einstellen (Motor E16i)

Der E16i ist der einzige Motor der B12-Coupe Motoren, bei dem das Ventilspiel manuell eingestellt werden muss.
Bei den CAxxDE-Motoren wird das Ventilspiel mittels hydraulischer Tassenstößel ausgeglichen, beim GA16i mittels hydraulischer Kipphebel. Dadurch entfällt die manuelle Einstellung des Ventilspiels bei diesen Motoren.

Die Ventilspieleinstellung ist zwar kein fester Bestandteil des Wartungsplanes des B12, ist aber dennoch nicht zu unterschätzen. Besonders bei schlechter Leistungsentfaltung und rauem Motorlauf ist eine Einstellung empfehlenswert!
Leider wird die Einstellung des Ventilspiels sehr häufig vernachlässigt bzw. vergessen. Vielen ist auch der Aufwand zu groß und die Vorteile einer korrekten Einstellung sind vielfach unbekannt.

Dabei führt einen Einstellung des Ventilspiels zu Kraftstoffersparnis, sinkendem Ölverbrauch, gleichmäßigerem Motorlauf und nicht zuletzt zu spürbar besseren Fahrleistungen. Je gröber das Ventilspiel verstellt ist, desto spürbarer sind die Verbesserungen nach einer Einstellung.
In meinem Fall brachte es 1-1,5 Liter Kraftstoffeinsparung pro 100 km, etwa halbierten Ölverbrauch sowie spürbar ruhigeren Motorlauf und bessere Beschleunigung, insbesondere in höheren Drehzahlen.

Außerdem schützt man den Motor vor mechanischen Schäden. Bei extrem (nach unten) verstelltem Ventilspiel können sich die Ventile verziehen und sogar die Ventilteller abbrennen!

Die mehrfach berichteten Leistungsunterschiede zwischen verschiedenen E16i-Motoren resultieren imho in vielen Fällen aus einem mehr oder weniger korrekt eingestellten (bzw. verstellten) Ventilspiel!

Vorab sei gesagt, dass man die Ventilspieleinstellung zügig durchführen sollte, damit der Motor nicht zu stark abkühlt und eine korrekte Einstellung gewährleistet ist. Es ist somit eher „fortgeschrittenen Schraubern“ zu empfehlen.

Zunächst folgendes beschaffen:

- Ventildeckeldichtung => ca. € 15
- Zwei Dichtungen für die Befestigung des Ventildeckels (unter den zwei Hutmuttern, die den Ventildeckel halten) => ca. € 5/Stück

- Fühlerblattlehre mit 0,25 und 0,3 mm Stärke
- kleinen Drehmomentschlüssel
- Zündkerzenschlüssel bzw. -nuß
- übliches Werkzeug (Knarre, Nüsse, Maulschlüssel, etc.)

1. Die Ventilspieleinstellung muss am warmen Motor vorgenommen werden. Motor warm fahren oder warmlaufen lassen, bis das Kühlwasser warm ist und der Kühlerlüfter anspringt. Achtung: Da einige Teile sehr warm sein können, besteht Verbrennungsgefahr! Entsprechende Schutzvorkehrungen (Handschuhe, u.ä.) sind zu treffen!

2. Motor abstellen, Getriebe in Leerlauf, Handbremse ziehen

3. Luftfiltergehäuse mit samt dem Ansaugrohr abbauen. Achtung: Falls notwendig, die Schläuche und Anschlüsse markieren, um beim späteren Zusammenbau Verwechslungen auszuschließen!

4. Zündkabel abziehen und Zündkerzen ausbauen. Achtung: Zuvor den Bereich um die Zündkerzen mit Druckluft reinigen, um das Eindringen von Schmutz in die Zylinder zu vermeiden!

5. Ventildeckel ausbauen. Dazu die zwei Hutmuttern auf dem Ventildeckel abschrauben; die Dichtungen unter den Hutmuttern lassen sich u. U. schwer ausbauen. Wenn der Ventildeckel sich nicht abheben lässt, die Dichtungen wie eine Schraube abdrehen; wenn das auch nicht geht, die Dichtungen durchschneiden.

6. Den Kolben des ersten Zylinders (der direkt neben dem Keilriemen) auf Zünd-OT stellen; dazu die Kurbelwellenriemenscheibe im Uhrzeigersinn drehen, bis sie genau an der „0“ der Zündzeitpunktmarkierung steht; dies ist auch durch Verschieben des Fahrzeugs im 4. Gang möglich (bei Automatik nicht möglich).

7. Beide Kipphebel (Einlass- und Auslassseitig) des ersten Zylinders müssen Spiel aufweisen. Dazu mit der Hand die Kipphebel auf und ab bewegen. Sollten nicht beide Kipphebel Spiel aufweisen, so ist die Kurbelwelle im Uhrzeigersinn um eine Umdrehung (360°) weiterzudrehen. Jetzt müssten sich beide Kipphebel auf und ab bewegen lassen.

8. Prüfen, ob sich die Kipphebel der Ventile 3 und 6 ebenfalls bewegen lassen. Ist dies der Fall, kann nun das Ventilspiel an den Ventilen 1,2,3 und 6 eingestellt werden (Ventilbezeichnung siehe Bild).

©Elbsunny

9. Zur Einstellung des Ventilspiels Einstellschraube mit Schraubenzieher halten und Kontermutter lösen. Nun die Lehre immer wieder zwischen Ventilschaft und Kipphebel durchschieben und dabei mit dem Schraubenzieher einstellen: Die 0,25er muss sich durchziehen lassen, die 0,3er darf nicht durchpassen (vorgeschriebener Sollwert für alle Ventile: 0,28 mm). Wenn es passt, Kontermutter mit 16-21 Nm anziehen und danach zur Kontrolle nochmals messen, ggf. nachkorrigieren.
Dieses Vorgehen an den Ventilen 2,3 und 6 wiederholen.

10. Sofern die Ventile 1,2,3 und 6 eingestellt sind, die Kurbelwelle um eine Umdrehung im Uhrzeigersinn weiterdrehen. Nun müsste der vierte Zylinder im OT stehen und sich die Kipphebel der Ventile 4,5,7 und 8 bewegen lassen. Die Einstellung erfolgt genauso wie unter 9.

11. Nach Abschluss der Ventilspieleinstellung sollten die fünf Schrauben der Kipphebelwelle auf festen Sitz geprüft werden (Anzugsdrehmoment 18-21 Nm).

12. Neue Ventildeckeldichtung in den Ventildeckel einsetzen und diesen auf den Zylinderkopf aufsetzen. Dann die neuen Hutmutterdichtungen einsetzen und den Ventildeckel in zwei Durchgängen vorsichtig anziehen. Achtung: Im ersten Durchgang mit nur 4 Nm, im Zweiten mit 6 Nm anziehen!

13. Zündkerzen einbauen und Zündkabel anschließen. Achtung: Darauf achten, dass die Zündkerze gerade im Gewinde sitzt und mit maximal 25 Nm angezogen werden darf! Ebenfalls ist auf festen Sitz der Zündkabel achten!

14. Luftfiltergehäuse und Ansaugrohr montieren. Achtung: Darauf achten, dass alle Schläuche und Stecker wieder korrekt angeschlossen werden

Nun ist es Zeit für eine Probefahrt, um verbesserte Durchzugskraft und Laufruhe wahrzunehmen!